"Zur grünen Au" 1929 Oberisling e.V.

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Gründungsjahr 1929

1. Schützenmeisterin Carolin Merz
93053 Regensburg - Oberisling





"Streben nach Zusammenkunft, nach Unterhaltung, nach Gemeinschaft haben dem Gedanken, in unserem Dörflein einen Schützenverein zu gründen, Gestaltung und Kraft gegeben. So sind wir dann am 27.Oktober 1929 zusammengekommen und haben den schon längst erwünschten Gedanken verwirklicht. Der Mittwoch sammelt unsere 23 Mitglieder abends 9 Uhr im Gasthaus Rieger zu fröhlichen und unterhaltsamen Schießabend."
So beginnt das Protokoll der Gründungsversammlung.

Der Verein erhielt nach dem Wiesental des Islinger Mühlbachs den Namen "Grüne Au". Nach der Auflistung der Gründungsmitglieder schließt der Text: "Wir wünschen dem erst begonnenen Unternehmen fröhliches Gedeihen und langes Bestehen." Zwei Wochen darauf genehmigte die Gemeinde Oberisling, damals natürlich noch selbständig, den Verein mit Siegel und Unterschrift des Bürgermeisters Andreas Biederer.
Geschossen wurde mit dem Zimmerstutzen auf die 6er Ringscheibe. Drei Schuss kosteten 30 Pfennig, wovon für jeden erzielten Ring ein Pfennig abgezogen wurde. Scheibenzüge gab es noch nicht. Neben der Zielscheibe saß der Zieler in einem Blechhäusl, aus dem heraus er an einer Tafel die erreichte Ringzahl anzeigte. Einen eigenen Schießstand kannte man noch nicht; für den Schießbetrieb wurde das Gastzimmer des Riegerwirts hergerichtet, das heißt: mit beweglichen Platten wurde der Rest des Gastzimmers abgetrennt. Im Fasching wurde regelmäßig ein Strohschießen abgehalten, im März das Endschießen, bei dem der Gewinner die Josefischeibe erhielt. "Endschießen" deshalb, weil das Schießjahr nur von Mitte Oktober bis März dauerte. Viele Schützen hatten nämlich im Sommerhalbjahr kaum Zeit und Interesse, da sie in der Landwirtschaft tätig waren. Der Versuch, ein Sommerschießen abzuhalten, wurde aus eben diesem Grund wieder abgebrochen. 1937 hielt die Grüne Au ein "Konkurrenzschießen" mit Graß ab und gewann mit 129 : 96 Ringen. Für jede Mannschaft waren zwölf Schützen am Stand. Im Jahr darauf revanchierte sich Graß mit 133 : 108. Der Krieg verweigerte immer mehr Mitgliedern die Teilnahme, so dass im Schießjahr 1942/43 nur mehr zwölf Schützenbrüder da waren. Daraufhin wurde der Schießbetrieb eingestellt.

Die zweite Gründung begingen 28 Islinger Schützen 1951, ebenfalls am 27.Oktober. Beibehalten wurde der Mittwoch als Schusstag, der Verein schloss sich dem Kreisschützenverband Donaugau an, den die Grüne Au in den nächsten Jahrzehnten stets tatkräftig unterstützte. Wenn es um die Teilnahme an einem Wettbewerb war, wenn es um ein Fest ging, wenn der Sturm das Zelt des Quelle-Schießens beschädigt hatte: die Islinger waren da und halfen. Da der Zimmerstutzen als Feuerwaffe verboten war, schoss man nun mit dem Luftgewehr. Die erste "automatische Zielscheibeneinrichtung", also ein Scheibenzug, wurde 1953 gekauft. Mit gut Hundert Mark in der Kasse waren auch keine großen Anschaffungen möglich. Ein Jahr später musste man Schützenmeister Alois Bucher zu Grabe tragen, sein Nachfolger wurde Rupert Schroll. Als es 1956 darum ging, der neu gegründeten "Sektion Reill" beizutreten, gab es kein langes Überlegen. Von Anfang an war der Islinger Verein mit dabei. 1960 feierte die Grüne Au Fahnenweihe; der Gottesdienst wurde hinter der Martinskirche gefeiert. Der Zelebrant Matthias Roller war selber Vereinsmitglied. Das Bierzelt vom Prößl Heiner - ebenfalls Vereinsmitglied - stand im Schmidlhof.

In den 60er Jahren ging es auch sportlich bergauf; so belegte Oberisling 1961 im Sektionswettkampf den 1.Platz. Regelmäßig musste in diesen Jahren eine Verlängerung der Polizeistunde beantragt werden, so gut war der Schieß- und damit der Gesellschaftsabend besucht. Der Schießstand wurde nun in den Tanzsaal im Obergeschoss verlegt, aber nur für ein paar Jahre, denn das alte Wirtshaus wurde abgerissen und musste dem jetzigen weichen. Seit 1968 haben die Schützen ihren Platz im Keller an immerhin sechs Ständen, die sie mit dem Nachbarverein "Buchenau Leoprechting" gemeinsam nutzen. Das im Fasching als berüchtigte Bar genutzte Zimmer daneben wurde im Laufe der Zeit zum Schützenstüberl ausgebaut, in dem die Scheiben ausgewertet wurden. Außerdem hatten die Schützen der auswärtigen Mannschaften einen Aufenthaltsraum und am Schießstand wurde es deutlich ruhiger.

Nach einem Jahr mit Erich Biederer wurde 1970 Christian Stadler 1.Schützenmeister. Unter seiner Regie wurde die Verbindung mit der "Schützenkompanie Bartlmä von Guggenberg" in Vintl/Südtirol aufgenommen, eine Freundschaft, die immer noch hält.

Und die Damen im Verein? Die erste Schützenschwester war Burgl Rieger; die Schwester des Vereinswirts trat 1954 bei. In den Siebzigern kamen etliche Mädchen dazu, sie erhielten auch eine eigene Lieslkette. Einen Jugendkönig gab es erstmals 1975.

In dieser Zeit bereitete man sich langsam auf das 50jährige Gründungsfest vor. Sportlich und gesellschaftlich konnte sich die Grüne Au überall sehen lassen, was durch ein prächtiges Fest 1979 auch belohnt wurde. Seitdem sind die Schützen auch ein optischer Blickfang: Als einer der ersten Schützenvereine waren sie so mutig, sich eine Oberpfälzer Tracht zuzulegen und damit aus dem bis dahin üblichen Grau und Grün herauszustechen. Vier Tage wurde gefeiert. Höhepunkt war der Sonntag, zu dem an die 70 Vereine kamen, den Festgottesdienst im Schmidl-Hof mitfeierten und am Festzug durch Oberisling teilnahmen. Voraus ging der Schirmherr, Oberbürgermeister Friedrich Viehbacher, der in seiner Ansprache den Satz von der "Ortschaft in Regensburg" prägte.

Seit 1980 führte Rudi Aigner den Verein. In seiner Ära wurde der Stand mehrmals modernisiert und ausgebaut. Der Zimmerstutzen wurde wieder eingeführt, was anfangs nur mit Unterstützung der Scharmassinger Weidtal-Schützen ging. Die Luftpistole kam dazu und, allerdings nicht als Wettkampfdisziplin, seit 1989 gibt es eine recht aktive Böllerabteilung, die mehrmals im Jahr zur Mitgestaltung von Festen eingeladen wird. So haben die Böllerschützen das Jahr der Bayern 2000 angeschossen und Bischof Manfred Müller 2001 zum 75.Geburtstag lautstark gratuliert. Seit ein paar Jahren ist das Dultanschießen in Frühjahr und Herbst ein fester Termin. Die Böllergruppe wuchs mit der Zeit auf über 20 Mitglieder an, die freilich nicht immer alle zusammenkommen können. Aber das Kommando des Schussmeisters "Böllerschützen, Achtung! Legt an! Feuer!" hört man öfter im Jahr in Oberisling.

Eine Schützenveranstaltung ist schon lange nicht mehr wegzudenken: der Kirta am zweiten Septemberwochenende. Das ist freilich nicht nur eine der wichtigsten und für Schützen wie Gäste schönsten Veranstaltungen, der Kirta ist auch Programm: Die Schützen haben immer mehr erkannt, wie notwendig eine gut funktionierende Dorfgemeinschaft ist. So gilt es ständig, sich mit den anderen Vereinen abzusprechen, sich gegenseitig zu helfen und gemeinsame Veranstaltungen zu bestreiten. Bei zahlreichen Ausflügen und im Dorfleben zeigen die Schützen somit eine fröhliche Geschlossenheit, durchaus eben auch als Partner der anderen Vereine. Seit etlichen Jahren gibt es im Oktober den Jahrtag der Gründung, an dem nach einer Schützenmesse verdiente Mitglieder in gemütlicher Runde geehrt werden.

Wie sah es in sportlichen Belangen aus? Nach dem 50-Jährigen gab es einen enormen Zulauf bei der Jugend. Und der damalige Schützenmeister, selbst erfolgreicher Sportschütze, legte großen Wert darauf, dass jeder, der sich sportlich engagieren will, auch die nötige Ausrüstung vorfindet. Da aber bald wieder der Schützennachwuchs schwand, gingen Andreas Obermeier und Martin Luxi auf Lehrgang und erwarben die C-Lizenz. Mit diesem Schwung und weiterer Anschaffung von Ausrüstung ging es wieder aufwärts: Markus Obermeier wurde 1997 vierter Bayerischer Meister und qualifizierte sich als erster Islinger für die Deutsche. 1995 gewann die Grüne Au erstmals den Gaupokal der Jugendklasse. Derzeit ist Oberisling in Gauliga und Bezirksoberliga vertreten, und das nicht schlecht.

Spannend wird jedes Jahr der Kampf um den Raiffeisenpokal. Nachdem er in den 80er Jahren fast immer an Oberisling gegangen war, wurde er heuer erstmals nach 15 Jahren wieder geholt. Erfolge auf Sektions- Stadt- und Gauebene sind schon obligatorisch, wenn auch nicht immer in allen Klassen. Der Zimmerstutzen wurde 1986 wieder entdeckt, und heute ist die Grüne Au einer der wenigen Vereine im Donaugau, die ein reguläres Zimmerstutzenschießen durchführen können, da der Stand natürlich entsprechend umgebaut wurde. 1985 fingen die Schützen mit dem Kleinkaliber-Training in Dreistellung an. 1994 kam eine Sektionsmannschaft zusammen, die Jürgen Fischer leitete. Zum Training fuhr man nach Großmehring. Sehr bald hatten die Jugendlichen Sabine Fischer, Sandra Artmann, Markus Stutika und Michael Kiermeier großen Erfolg, der sich auch bei den Junioren fortsetzte. Die meisten Mannschaftstitel auf Gau- und Bezirksebene holte man nach Oberisling. Auf die Bayerische kam Markus Stutika, bald darauf gleich die ganze Mannschaft, was in den folgenden Jahren kein Einzelfall blieb. Luftpistole schießt die Grüne Au seit 1999, allerdings nur auf Vereins- und Sektionsebene. In diesem Jahr legte nach Jürgen Fischer auch Michael Kiermeier die Prüfung zur C-Lizenz ab; somit stehen den Jungschützen vier Trainer zur Verfügung. Schöne Erfolge waren die Leistungen von Sabrina Heider (heute Kiermeier), die etwa 2001 Bezirksmeisterin mit dem Zimmerstutzen wurde wie Michael Kiermeier bei den Herren. Die Schülermannschaft mit Georg und Sebastian Aukofer sowie Ramona Stadler schafften 2002 den Sprung zur Bayerischen und Deutschen und erreichten dort jeweils sehr gute Platzierungen. Sebastian Aukofer gewann 2003 gar alle Wettbewerbe auf Sektions-, Gau- und Bezirksebene mit dem Luftgewehr und LG-3-Stellung in der Schülerklasse. Die 1. und die 2. Mannschaft stieg 2003 in die Bezirksoberklasse bzw. in die Gauliga A auf.

Natürlich haben sich auch die Grüne-Au-Schützen in der Sektion engagiert. So brachten sich in den 80er Jahren Otto Biederer, Gerhard Stutika und Rudolf Bach als Jugendleiter ein. Aber auch als Damenleitung, Schriftführer oder andere Funktionäre beteiligen sich die Oberislinger.

Seit 2002 führt Robert Aukofer die Grüne Au, ein alter Hase in allen Vereinsfunktionen. Auch er legt großen Wert auf beide Standbeine: das sportliche und das gesellschaftliche. Dies drückt sich auch auf den 2004 geweihten Fahne aus, die "Sport, Tradition, Geselligkeit halten uns zusammen allezeit" als Vereinsmotto ausweist. Zum 75-jährigen Gründungsfest mit Fahnenweihe im Mai 2004 stellten die Islinger allerhand auf die Beine. Mit ihrem Patenverein "Stilles Tal" Graß schlossen sie eine recht enge Freundschaft, die, wie es aussieht, noch lange anhalten wird. Auch der Schirmherr, Oberbürgermeister Hans Schaidinger, feierte gerne mit. An das Schirmherrnbitten im Dollingersaal werden sich Stadt und Oberisling lange erinnern. Die Islinger ergänzten ihre Tracht, wobei unter der entbehrungsreichen Anleitung von Sigrid Aigner die 18 Festdamen, aber auch alle anderen Schützenschwestern ein neues, feines Dirndl bekamen, an ihrer Spitze Fahnenmutter Claudia Aukofer und Fahnenbraut Sabrina Kiermeier. Pfarrer Andreas Giehrl segnete die neue Fahne, auf der nicht nur die beiden Kirchen, sondern auch das eigens geschaffene Wappen Oberislings zu sehen ist. Vier Tage wurde gefeiert. Es sollte ein Fest für den Verein, für ganz Oberisling und für alle Gäste sein. Das Ziel wurde erreicht.